Das Sundarbans Projekt: Umweltschutz, Klimaveränderung, Bildung und Migrationsgeschichten

Titas soziales Engagement begann 2019 in Indien und bestand darin, Hilfe für Menschen zu organisieren, die von den häufigen Wirbelstürmen in der Region Sundarbans in West Bengal betroffen waren. In Zusammenarbeit mit der lokalen Organisation Green Crusaders, die in dieser Region tätig ist und sich für die nachhaltige Entwicklung von Dorfgemeinschaften einsetzt, indem sie Umweltbewusstsein der Bewohner und Bildungsinitiativen für diese miteinander verbindet, beschloss Titas nicht nur, daraus ein dauerhaftes Projekt zu machen, sondern erkannte bereits zu Beginn der Covid-19-Pandemie und nach der Verwüstung durch den Wirbelsturm „Amphan“ im Frühjahr 2020, dass Umweltprobleme insbesondere in Indien mit sozialen Problemen verknüpft sind und erste nicht ohne letztere gelöst werden können.

Green Crusaders, Titas zufolge, entschied sich deshalb, das grundlegendste soziale Problem dieser Region anzugehen: den fehlenden Zugang zu Bildung, welcher zur Gründung der William Carey Pathshala Schule führte, die 45 Schülern in einem kleinen einstöckigen Gebäude in Patharpratima kostenlose, informelle Bildung in Form von Geschichtenerzählen, Kunst und Handwerk sowie Übungsstunden anbietet. Außerdem soll das Interesse der Schüler an verschiedene Arten wissenschaftlicher Experimente und der Beobachtung von Sternen geweckt werden.

Für diese Schule erstellte Titas im Rahmen des SBW Berlin Stipendienprogramms und der Entwicklung seines sozialen Projektes einige Animationen und Poster, die den Schülern den Klimawandel verdeutlichen und außerdem auf die Bedeutung des Umweltschutzes hinweisen: zum Beispiel durch das Recycling von Plastikflaschen und durch nachhaltige Wassernutzung. Titas erklärt: „Wenn man nach der Beziehung fragt, die wir zwischen Umweltbewusstsein und Bildung herzustellen versuchen, würde ich sagen, dass dies ein zweischneidiger Ansatz ist, den wir verfolgen. Die wissenschaftliche Ausbildung wird den Schülern helfen, die Umweltherausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, besser zu verstehen und so ein sinnvolles Bewusstsein zu schaffen, das zu greifbaren Ergebnissen führen kann. Gleichzeitig kann ein geeigneter umweltbewusster Lehrplan die Bildung sozial verantwortlich machen.“

Für Titas spielte Bildung schon immer eine wichtige Rolle. Er betont, dass es ihm „wirklich wichtig [ist], die Kluft zwischen Stadt und Land sowie zwischen gebildeten und bildungsfernen Gemeinden durch einen soliden nachhaltigen Bildungsplan zu überbrücken.“ Denn er kommt selbst aus der Region um Kalkutta und hat die Not dieser Gemeinden aus erster Hand erlebt. In seinen zahlreichen Projekten geht es also nicht nur darum, durch Bildung Umweltbewusstsein in einigen der am stärksten gefährdeten Gemeinden in Süd Bengal zu schaffen, sondern auch eine Diskussion zu beginnen und zu bewahren, wie diese Gemeinschaften zunächst lokale Probleme angehen und selbst Lösungen vor Ort finden können, um so eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. Er setzt sich mit Hilfe von Green Crusaders deshalb für Gemeinschaftsprojekte ein. Dazu gehören Kampagnen und Workshops, in denen zum Beispiel Frauen aus Shitalia, Shandeshkhali in West Bengal, lernen, wie man Nähmaschinen nutzt, um sich längerfristig ein kleines Zusatzeinkommen erwirtschaften zu können. Des Weiteren werden auch Praktikumsmöglichkeiten für Studierende, die Green Crusaders bei der Pflege der Webseite helfen oder Schüler der William Carey Pathshala Schule am Wochenende betreuen wollen, geschaffen.

Neben seinem sozialen Engagement, sagt Titas, war er auch schon immer daran interessiert, sein eigenes Wissen zu Geschichte, Politik und Migration zu erweitern und zu vertiefen. Er studierte Nordamerikanische Studien an der FU Berlin und absolvierte dort sein Masterstudium sehr erfolgreich, obwohl es nicht immer einfach war. Er erzählt hierzu: „Das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich darüber nachdachte, einen Master im Ausland zu machen, war „DIY“, ein Akronym, das Menschen auf der ganzen Welt stärken soll. Von einem Leben in der Familie…sollte ich in eine völlig andere Umgebung wechseln, in der ich alles selbst herausfinden muss (sic)…Während meiner Zeit bei SBW (habe ich) ein weiteres Motto entdeckt: „DIT“ oder „Do it together.“ Dies trifft auf mein Leben in der Rudower Str. als auch auf meine beruflichen Bemühungen zu.“ Es war der Austausch zwischen ihm und der SBW Berlin sowie anderen Stipendiaten in gemeinsamen Brainstorming Sessions oder bei anderen gemeinsamen Events, der ihm immens geholfen hat, sich immer wieder für seine Projekte zu motivieren und neue Ideen zu entwickeln.

Von Round Table Diskussionen zum Internationalen Weltumwelttag zu Vorträgen und Publikationen über die Intersektion zwischen Umwelt, Migration und Politik forderte Titas sich stets selbst heraus, seine Leidenschaft für Bildung und Umweltschutz immer wieder mit einem neuen Publikum vor Ort und weltweit zu teilen. Während er gemeinsam mit der SBW Berlin und anderen Stipendiaten 2021 einen Feigenbaum als Symbol der Gemeinschaft, des Wachstums und eines gemeinsamen Umweltbewusstseins pflanzte, war er 2022 Co-Autor eines akademischen Fotoessays über die Pandemie, deren Folgen und Auswirkungen auf die Klimakrise in der Region Sundarbans. Nach seinem erfolgreichen Abschluss des SBW Berlin Stipendienprogramms und seiner Rückkehr nach Indien, arbeitete er weiterhin an seinem sozialen Projekt und sammelte als Future Rising Fellow Geschichten von Witwen, die durch Tigerangriffe ihre Ehemänner verloren. In einer Filmdokumentation veranschaulichte Titas wie diese nun ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften, während sie weiterhin für Geschlechtergleichstellung und Klimagerechtigkeit kämpfen.

Als Titas nach seinen Plänen für die Zukunft gefragt wird, teilt er voller Begeisterung mit, dass Klimapolitik weiterhin im Zentrum seiner Interessen steht und dass er in den kommenden Jahren einen Doktortitel anstrebt, um noch mehr Menschen und insbesondere junge Menschen zu erreichen und sie ebenfalls für Umweltschutz zu begeistern und sie zu ermutigen, Neues zu lernen und anderen zu helfen. Wir freuen uns deshalb sehr, Titas weiterhin beratend zu unterstützen und sind sehr gespannt, was er noch alles erreichen wird. Wir wünschen ihm jedenfalls auf all seinen Wegen viel Erfolg oder besser noch – immer gutes Gelingen.

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