Anfang Mai erhielt das Team der SBW Berlin einen Einblick in die Arbeit der Franziskaner*Innen, die sich tagtäglich für Menschen in Notlagen einsetzen. In der Suppenküche des Franziskanerklosters in Pankow betrachtet man das „Überleben als Kunst“ und unterstützt dann sozusagen die Künstler.* Auch die SBW Berlin möchte zu einer sozialen besseren Welt beitragen. Das SBW Berlin Stipendienprogramm hilft daher einerseits jungen Talenten, ihr soziales Engagement – auch durch die Entwicklung ihrer eigenen sozialen Projekte – zu verstärken. Durch soziale Teamevents und andere Aktionen in der lokalen Nachbarschaft zeigt die SBW Berlin anderseits ihr eigenes soziales Engagement, um dadurch auch ihre Stipendiaten sowie Stipendieninteressierte zu ermutigen, Mitmenschen, vulnerablen Gruppen und Randgruppen zu helfen. Deshalb entstand in Zusammenarbeit mit der Suppenküche die Aktion „Waffelbacken“. 

Ankunft in der Suppenküche und erste Eindrücke 
An einem sonnigen Donnerstagmorgen kamen wir gut gelaunt in Pankow beim Franziskanerkloster an. Das Vorhaus, ein rotes Backsteingebäude, und – wie wir später erfahren sollten – der mit vielen Fenstern versehene Speisesaal, der nicht nur Platz für Hunderte bietet, sondern diesen auch einen sicheren Ort schenkt, standen fast in Andacht in der morgendlichen Sonne. Ein paar Gäste hatten sich schon vor dem Treppenaufgang zur Suppenküche versammelt und erzählten leise untereinander. Bruder Johannes empfing uns sehr freundlich und half zunächst, den von unserem Team selbst vorbereiteten Waffelteig im Kühlraum der Suppenküche zu verstauen. Danach nahm er uns mit auf eine kleine Tour durch die Räumlichkeiten der Suppenküche, bevor wir uns in dem kleinen, aber sehr gemütlichen Garten des Franziskanerklosters einfanden. Hier war es sehr still. Denn der Straßenlärm war kaum wahrzunehmen. Es kam uns vor, als ob wir das Tummeln der Berliner Großstadt verlassen hätten und in einer kleinen Oase der Ruhe wären. Wir saßen unter dem grünen Blätterdach der Bäume und lauschten der Natur. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde nahm Bruder Johannes ein Bild eines Heiligen vor und erzählte uns von den Ursprüngen der Franziskaner. 

Die Geschichte der Franziskaner 
Franz von Assisi, erzählte Bruder Johannes, stammte aus einer wohlhabenden Handelsfamilie, die im 13. Jahrhundert lebte. Aufgrund seines Wunsches Ritter zu werden, beteiligte er sich an einem aussichtlosen Kriegszug gegen die Stadt Perugia. Er wurde gefangen genommen und verbrachte einige Zeit im Kerker. Nach seiner Freilassung soll er auf seinem Heimweg einen Aussätzigen umarmt haben. Dies sollte, Bruder Johannes zufolge, fortan sein Leben bestimmten. Franz von Assisi lebte seither nicht nur unter den Armen ein Leben ohne Eigentum, sondern wandte sich auch vollständig Gott und seinem Glauben zu. Heute gilt der heilige Franziskus als Schutzheiliger für Wanderer, Tiere und die Umwelt.  

Das Franziskanerkloster Pankow
Das Kloster wurde durch eine Hinterlassenschaft 1921 hinter dem Gebäude der jetzigen Suppenküche gegründet. Mittlerweile wohnen aber die vier ansässigen Franziskanerbrüder im Vordergebäude. Bruder Johannes erzählte uns, dass das Kloster seit 2001 auch Ausbildungshaus der Franziskaner ist, aber dass die Zahl der Postulanten – junge Männer, die sich darauf vorbereiten, Franziskaner zu werden – deutschlandweit schwindet. Neben der Suppenküche konzentriert sich die Arbeit der Franziskaner in Pankow auf die Randgruppenseelensorge. Zu den Randgruppen gehören nicht nur Obdachlose, sondern auch alte Menschen mit minimalen Rentenansprüchen, psychische Belastete und Auffällige, osteuropäische Arbeitssuchende, langzeitarbeitslose und alleinstehende Männer.* Aber hier sind wirklich alle willkommen, die Hilfe benötigen und suchen, ganz gleich welchen Glauben sie besitzen oder woher sie stammen. 

Die Suppenküche Franziskaner Kloster Pankow
Bruder Johannes erklärte uns, dass es Schwester Monika war, die 1991 dieerste Suppe für 5 Personen kochte und die Franziskaner Brüder um Hilfe bat, Möglichkeiten zu finden, Gästen fortan immer eine warme Mahlzeit anbieten zu können. Seitdem ist die Suppenküche des Franziskanerkloster Pankow mit Hilfe von Spenden und ihren zahlreichen ehrenamtlichen Helfern stetig gewachsen. Heutzutage kann die Suppenküche nicht nur ihre Gäste – zum Monatsende können es nach Aussagen Johannes bis zu 450 sein – mit einem kostenlosen leckeren und gesunden Mittagessen sechsmal in der Woche (Di-So) versorgen, sondern kann auch andere Serviceleistungen anbieten. In der Kleiderkammer finden nicht nur Gäste der Suppenküche saubere Kleidung, sondern Mitbürger können dort auch viermal in der Woche gut erhaltene alte Kleidung abgeben und spenden. Zweimal in der Woche steht den Gästen der Suppenküche die Hygienestation zur Verfügung. Dort können sie duschen und sich um ihre Grundhygiene kümmern. Außerdem können sie dort ihre Wäsche wechseln und waschen. Neben der körperlichen Pflege ist auch die psychische wichtig. Deshalb steht den Besuchenden der Suppenküche auch eine Sozialberatung zur Verfügung, wenn die Probleme zu viel werden und sie Hilfe suchen möchten. Die Suppenküche ist aber vor allem auch eine Begegnungsstätte, in der die Besuchenden voneinander und miteinander lernen können oder im Meditationsraum für sich innehalten können, denn sie befinden sich an einem sicheren Ort. 

Waffelbacken: eine kleine Geste 
In unserem Gespräch mit Bruder Johannes erfuhren wir, wie er in seiner Arbeit den Kontakt zu Menschen schätzt. Das Team der SBW Berlin zeigte sich offen, denn es sollte während des Waffelbackens auch in Berührung mit den unterschiedlichsten Gästen der Suppenküche kommen. Aber zuerst hieß es, Arbeitskleidung auswählen, Tische und Bänke aufstellen und die Waffeleisen vorheizen. Um 12Uhr gab es Mittagessen für die ehrenamtlichen Helfer, zu denen das SBW Berlin Team an diesem Tag auch zählte, bis 12:45Uhr das Glockenläuten die Suppenküche für ihre Gäste eröffnete. Unterstützt von der SBW Berlin Stipendiatin, Vasylysa F. (Ukraine), legte das Team los. Einige waren bereit die frisch gebackenen Waffeln mit Apfelmus und Puderzucker zu versehen und zu verteilen, andere waren beschäftigt, die Waffeleisen mit dem mitgebrachten Waffelteig zu füllen, oder die Arbeitsplätze zu säubern. Natürlich trug das gesamte SBW Berlin Team aus Gründen des Respekts gegenüber den Gästen und wegen der Hygienevorschriften Einweghandschuhe. Denn das Team hantierte hier mit Lebensmitteln. Um ca. 200 frische Waffeln auszuteilen, war auch Teamwork und gute Kommunikation untereinander gefragt. Nur so konnten die Gäste, andere ehrenamtliche Helfer, und die Franziskaner Brüder eine leckere Waffel genießen. 

An diesem sonnigen Nachmittag war selbst das SBW Berlin Team für die Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft aller Anwesenden sehr dankbar und hoffte, dass es mit dieser kleinen Geste allen etwas Freude bereiten bzw. diese verbreiten konnte. Alle waren sich am Ende einig, dass soziales Engagement auf so vielen Ebenen glücklich macht. 

*Quelle: Webseite der Suppenküche Franziskanerkloster Pankow https://suppe.franziskaner.net