Projekte unserer Stipendiaten

 

Alle unsere Stipendiaten verpflichten sich bei der Annahme des Stipendiums zu einem überschaubaren Umfang an gemeinnütziger Arbeit. Es wird auch die Durchführung eines eigenen gemeinnützigen Projektes erwartet. Doch was heißt das?

Zur Inspiration zukünftiger Bewerber stellen wir hier einige Projekte unserer Stipendiaten vor:

  1. Projekt „STEM WHIZZ“ mit Fokus auf MINT-Fächer (Kagure M., Kenia)
  2. Projekt im Rahmen der Organisation Green Crusaders (Titas G., Indien)
  3. Projekt eines Mentorenprogramms für Jugendliche (Norah K., Kenia)
  4. Theaterprojekt „Zwischen den Stühlen“ (Schauspielschüler, Syrien)
  5. Friedensprojekt (Diana T., Kolumbien)
  6. Das „Enrique Schmidt Stipendium“ (Abraham D., Nicaragua)

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  1. Projekt „STEM WHIZZ“ mit Fokus auf MINT-Fächer (Kagure M., Kenia)

In Kenia ist das Unterrichten der MINT-Fächer (Mathematik, Information, Naturwissenschaften und Technik) an den Schulen und Universitäten mit Fehlern und Unklarheiten durchsetzt, die durch die mangelhafte Ausstattung entstehen. Dadurch werden viele Lernenden entmutigt, einen MINT-Kurs zu besuchen oder sogar an eine Karriere im MINT-Bereich zu denken, obwohl dies später zu wirtschaftlichen Erfolgen und Wachstum weltweit beitragen könnte. Deshalb beschäftigt sich eine unserer SBW Berlin Stipendiaten, Kagure M., mit ihrem Project „STEM WHIZZ“ (englisch STEM für Science, Technology, Engineering and Math) damit und strebt danach, dies zu ändern und Schülern in Kenia, aber auch anderswo, den Bereich MINT-Bildung in einer einfachen und verständlichen Weise zu erklären und näherzubringen. Anhand kurzer Videos stellt ihr Projekt verschiedene Themen aus dem MINT-Bereich – wie zum Beispiel Wärmeisolierung – in Form von DYI-Experimenten vor und macht damit auch auf Probleme und Herausforderungen in diesen Regionen aufmerksam.

Bildung ist ein wichtiges Thema, weil die Fächer des MINT-Bereiches  jeden Teil unseres Lebens durchdringen: von Medikamenten, die zur Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten entwickelt werden, bis zu innovativen Ansätzen, die dem Umweltschutz dienen.

Noch wichtiger bei der Vermittlung von MINT-Fächern ist es, die Vorstellungskraft und Kreativität der Schüler durch praktische Anwendungen im wirklichen Leben zu wecken. In einem der Videos erklärt Kagure, wie Öl von Wasser getrennt werden kann, und zeigt somit anschaulich, wie Ölverschmutzung beseitigt wird, um klares und sauberes Wasser zu bekommen. Dies ist besonders hilfreich und wissenswert für Schulen in Kenias ländlichen Regionen, die ansonsten wenig Möglichkeiten besitzen den Unterricht von MINT-Fächern zu veranschaulichen und und daher die Neugierde der Schüler für die MINT-Fächer zu wecken.

Welche Herausforderungen im Bereich der MINT-Fächer gibt es in Kenia?    

Kenia steht, wie meisten afrikanischer Länder, weiterhin auf allen Bildungsebenen vor immensen Herausforderungen im Bereich der MINT-Fächer, was die Zahlen der Studierenden, deren Anforderungen und die leider andauernde Diskriminierung von Mädchen und Frauen betrifft. Grund hierfür sind unter anderem die unzureichende Finanzierung durch die Regierung, die hohe Armutsrate innerhalb der Gemeinden, das mangelnde Interesse der Schüler aufgrund dürftiger Lernmittel und den zahlreichen Streiks der unterbezahlten Lehrkräfte. Kagure Mugo hat selbst in Kenia ein Studium in einem MINT-Fach erfolgreich absolviert, jedoch stand auch sie seit ihrer Zeit in der Grundschule bis zu ihrem Universitätsabschluss vor vielen Herausforderungen wie zum Beispiel häufige mangelhafter Ausstattung der Laboreinrichtungen gegenüber.

Was ist „STEM Whizz“?                                                                                                                                                              

Mit dem Projekt „STEM Whizz“ möchte Kagure deshalb helfen, diese Probleme zu verringern und schulpflichtigen Kindern besonders in den ländlichen Regionen Kenias Lernhilfen bieten, die ihnen die MINT-Fächer näherbringen und zum Erlernen dieser notwendig sind. „STEM Whizz‘“ Ziel ist es, zu zeigen, dass einfache Alltagsmaterialien wie Batterien und Plastikflaschen für kleine Experimente verwendet werden können, und dass dafür nicht unbedingt teure Geräte nötig sind. Außerdem werden Situationen aus dem realen Leben, wie zum Beispiel das Thema Überschwemmungen, die sehr häufig während der Regenzeit auftreten, angesprochen und es wird gezeigt, welche innovativen und wissenschaftliche Ansätze es gibt, die Situationen zu bewältigen. Kagures Projekt möchte nicht nur das Interesse der Schüler an MINT-bezogenen Konzepten wecken, sondern sie auch dazu ermutigen, eine Karriere in einem MINT-Fach anzustreben und sich damit aktuellen Problemen in ihren Gemeinden (Zugang zu sauberem Trinkwasser und nachhaltiger Energie) zu stellen, um schließlich positive Veränderungen in ihren Regionen hervorzubringen.

Wie können Sie das Projekt unterstützen?

Im Rahmen dieses Projektes sollen zukünftig naturwissenschaftliche Experimentierkästen (mit Materialien zum Erlernen fortgeschrittener Themen wie Robotik aber auch der thermalen Isolierung) einer Reihe von Schulen in den ländlichen Regionen Kenias zur Verfügung gestellt werden. Hierfür sucht „STEM Whizz“ nach Spenden und Sponsoren, die das Projekt aktiv unterstützen möchten und zum Beispiel die Kosten für die Materialien der Experimentierkästen übernehmen oder sogar die Materialien selbst zur Verfügung stellen möchten.

2. Projekt im Rahmen der Organisation Green Crusaders (Titas G., Indien)

Titas Ganguly ist einer unserer Stipendiaten bei SBW Berlin und arbeitet momentan an verschiedenen freiwilligen und sozialen Projekten, die sich auf die Region West Bengal beziehen. Bengal war bis Anfang des frühen 20. Jahrhunderts die Hauptstadt der Kronkolonie Britisch-Indien und ist daher eine Region, dessen Wirtschaft durch verschiedene Kolonialpolitiken gekennzeichnet ist.  Der globale Klimawandel beeinflusst die Menschen dieser Region auch sehr stark, da sich der Himalaya im Norden und das Delta-Sumpfland im Süden (Sundarbans) befindet. Deshalb weist Titas seit 2015 nicht nur auf die Umweltveränderungen in den verschiedenen Regionen hin, sondern klärt die Menschen dort auch hierzu auf. Außerdem beschäftigt sich sein Projekt mit den sozio-ökologischen Ursachen. Seine Arbeit versucht deshalb, das Leben der Menschen dort zu verbessern und auch die Umwelt zu schützen. Titas kämpft für eine saubere Umwelt, befürwortet die Aufklärung der Bevölkerung über die Folgen des Klimawandels, entwickelt Kampagnen für ein umweltbewusstes Transportwesen und unterstützt Gemeinschaften bei der Jobsuche.

Ein anderer Aspekt seines Projektes bezieht sich auf die Weiterentwicklung der Schule William Carey Pathshala, an deren Aufbau er und die Organisation Patharpratima Runners beteiligt waren. In dieser Schule erhalten Kinder, die sonst keine Schulbildung bekämen, eine Grundausbildung in verschiedenen Fächern (zum Beispiel in den Naturwissenschaften, Geschichte, Literatur aber auch Umweltschutz). Sie können auch an unterschiedlichen Aktivitäten außerhalb des Unterrichts teilnehmen. Seit 2020 erstellt Titas als SBW Berlin Stipendiat Posters über die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen wie zum Beispiel über den Wasser- und Bodenschutz und dreht Videos, die ergänzend zum Unterricht genutzt werden können. Diese Materialien sollen den Lernenden und den Lehrenden in den Schulen zur Verfügung stehen, nachdem die Schulen wieder geöffnet sind. Durch pädagogische und kulturelle Kampagnen soll auf die Bedeutung des Umweltschutzes aufmerksam gemacht werden und dies ist auch ein Hauptziel seiner Arbeit.

Seit Titas an der FU in Berlin studiert, baut er sein Projekt durch Networking, das Erstellen einer Webseite, auf der alle Projekte der Organisation Green Crusaders zu finden sind, und deren Instandhaltung aus. Bald wird man pädagogische Lernmaterialen auf der Webseite und umweltfreundliche Produkte, die Menschen aus den Dörfern hergestellt haben, im Online-Shop finden. Nachhaltigkeit, die Bekämpfung der Umweltverschmutzung und Zugang zu Bildung sind einige der wichtigsten Kernthemen. Außerdem wird an einem Internship-Programm für junge Freiwillige gearbeitet, dass diesen ermöglicht, selbstständig an der Instandhaltung der Green Crusaders Webseite und deren Content zu arbeiten.

Ein weiteres Projekt, an dem Titas mitgearbeitet hat, ist das Projekt „Sewing lives“ (Leben nähen). Hier erhalten Frauen, die ihren Job durch die Pandemie verloren haben, die Möglichkeit, durch Näharbeiten ihre Familie wieder finanziell zu unterstützen und voranzubringen. Seit den ansteigenden Zahlen der Covid-19 Fälle in Indien im April 2021 erstellt Titas auch Materialien (Poster etc.) für ein Programm in dem Dorf Junglegheri, das auf die Pandemie aufmerksam machen möchte und darauf hinweist, wie man sich am besten vor Covid schützen kann. Diese Materialien sollen in den Straßen des Dorfes ausgehängt werden und werden auch auf den Social-Media-Kanälen veröffentlicht.

Zuletzt organisierte Titas mir dem SBW Berlin Team Feierlichkeiten zum Welt-Umwelt-Tag in Berlin, der auch in Indien gefeiert wurde. Setzlinge wurden gepflanzt. Umweltaktivisten wurden geehrt und es gab Poster-Kampagnen gegen die Nutzung von Plastik. Es ist offensichtlich, dass “Green Crusaders” wie Titas weitermachen, um die Bedrohungen unseres Lebensraumes zu verringern und die Umwelt zu schützen.

 

3. Projekt eines Mentorenprogramms für Jugendliche (Norah K., Kenia)

In den verschiedenen Interaktionen mit der heutigen jungen Generation taucht immer wieder ein großes Problem auf – das Fehlen einer Betreuung der Jugendlichen, die oft niemanden haben, der ihnen und ihren Problemen zuhört. In unserer schnelllebenden Welt sind Eltern oft mit ihren eigenen Karrieren beschäftigt und können sich daher wenig um ihre Kinder kümmern. Lehrkräfte sind vielmals wegen der Lehrpläne überwältig, um Jugendliche Aufmerksam zu schenken. Deshalb richten sich viele Jugendlichen nach Gleichgesinnten (ihren Peers) und werden daher nicht selten in die falsche Richtung gelenkt und laden auf der falschen Bahn, aus der es für sie schwer ist, wiederherauszukommen.

Außer der fehlenden Betreuung und dem Gruppenzwang, den Jugendlichen ausgesetzt sind, stehen Jugendlichen aus Kenia und anderen Entwicklungsländern oft großen Herausforderungen – wie zum Beispiel hohe Armutsrate, das Fehlen von allgemeinen Entwicklungsmöglichkeiten und einer mangelhafte Bildungspolitik – gegenüber. Dies alles erschwert die Bemühungen dieser jungen Generation sich durch Bildung weiterzuentwickeln.

Das Bestreben dieser jungen Lernenden ihre Träume zu verwirklichen und eigene Karrierewege zu finden, um ihr Leben zu verbessern, bleibt oft ein Wunschtraum.

Daher entwickelte unsere SBW Berlin Stipendiatin Norah Kirimi ein soziales und gemeinnützigen Projekt, das sich zum Ziel setzt, Jugendlichen und besonders Gymnasiasten und Studierenden zu helfen. Das gemeinnützige Projekt besteht in einer Form des Mentorenprogramms –EAGLE Mentorenprogramm für Jugendliche (EYMP) – das Schülern aus den unterschiedlichsten Gruppen kostenlosen und unbegrenzte Zugang zu Beratungen in den akademischen und anderen Bereichen (z.B. Schule, Gesellschaftsleben etc.) anbietet.  Offene und tiefgreifende Gespräche über Drogenmissbrauch, Verhaltensmuster und Disziplin, Angelegenheiten, die sich auf Mädchen und junge Frauen beziehen, und Berufswahl etc. sind wichtige Leitziele des Projektes. Momentan findet die Beratung online statt und wird auch durch live Session auf Zoom ergänzt.  

Außerdem unterstützt EYMP Schülern und Studierende dabei Stipendien und andere Fördermöglichkeiten zu finden. Das Programm bietet auch Lehrkräfte und Interessenvertretern Kooperationen mit dem EYMP Team an, um zum Beispiel eine Auswahl an Leistungen und Materialien Schülern an verschiedenen Bildungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Weitere Informationen zum Programm und den Aufbau einer Kooperation findet man auf der EYMP Webseite: https://eagleyouthmentorship.com

4. Theaterprojekt „Zwischen den Stühlen“ (Schauspielschülers, Syrien)                                   

Viele SBW Berlin Stipendiaten setzen während Ihrer Studienzeit eigene gemeinnützige Projekte um. Ich entschied mich dafür, das von mir verfasste Theaterstück „Zwischen den Stühlen“ in Berlin uraufzuführen. Es basiert auf dem Roman „Ich werde mein Heimatland verraten | Delirium in Horror und Freiheit“ von dem syrischen Schriftsteller Mohamad Almaghout.

Als ich im November 2019 nach Berlin zog, war ich voller Hoffnung, mein Theaterstück hier auf die Bühne bringen zu können, obwohl ich in Berlin kaum Beziehungen hatte – weder zu Theatern, Sponsoren, anderen Migranten, noch zur Presse. Natürlich fehlte es mir auch an den finanziellen Mitteln für die Finanzierung der Produktion.

Der syrische Regisseur, mit dem ich mein Theaterstück gemeinsam inszenieren wollte, war plötzlich der Meinung, dass wir einen Dramaturgen zur Überarbeitung meines Theaterstücks benötigen und beide hatten Honorarvorstellungen, die nicht finanzierbar waren.

So stand ich im Frühjahr 2020 mit leeren Händen da: kein Budget, kein Regisseur, keine Mitspieler, keine Bühne.

Glücklicherweise sprang meine Schauspielschule ein: Die Schulleitung der bsfs (berliner schule für schauspiel) erklärte sich bereit, mein Stück als Schulprojekt in den Unterricht zu integrieren und auf der schuleigenen Studiobühne zu inszenieren. Das war ein echter Durchbruch, denn die Schule stellt für die Inszenierung viele ihrer Ressourcen zur Verfügung. Trotzdem blieb eine Finanzierungslücke, denn ich wünschte mir eine Produktion, an der sich sowohl Deutsche als auch in Berlin ansässige Geflüchtete und Migranten beteiligen. Da die Proben Teil des Unterrichts waren, musste ein Sponsor für deren Unterricht gefunden werden.

Daraufhin entschied SBW Berlin, das Projekt zu bezuschussen und einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen.

Die Regie des Theaterstücks übernimmt jetzt die Regisseurin und bsfs Dozentin Karin Mikityla – mit Unterstützung eines weiteren bsfs Dozenten. Unter ihrer Leitung wird eine professionelle Darbietung erarbeitet.

Die Premiere (Welt-Uraufführung) wird voraussichtlich am Freitag, den 11. Dezember 2020 auf der Studiobühne der bsfs stattfinden. Am 12. und 13. Dezember 2020 sind dort weitere Aufführungen geplant.“

5. Friedensprojekt (Diana T., Kolumbien)  

Kolumbien ist ein Land, das seit mehr als 50 Jahren unter den Auswirkungen eines inländischen Krieges leidet. Offiziellen kolumbianischen Institutionen zufolge liegt die Zahl der Opfer dieses bewaffneten Konflikts in Kolumbien bereits bei 8.447.047.

2005 wurde in Kolumbien ein Übergangsjustizsystem eingerichtet, um Lösungen für den bewaffneten Konflikt auszuhandeln. Diese Institution sollte nicht nur die Verantwortlichen der paramilitärischen Gruppe AUC bestrafen, sondern vor allem Licht in die Geschehnisse während des bewaffneten Konflikts bringen. Es wurden bereits über 68 Gerichtsurteile gefällt. In diesen Urteilen und zahlreichen Aufzeichnungen von Zeugenaussagen befinden sich wichtige Informationen über die Ursachen und Folgen des paramilitärischen Konflikts in Kolumbien, teils sogar Videos über die Versöhnung von Opfern und Tätern.

Obwohl dieser gerichtliche Wahrheitsfindungsprozess öffentlich einsehbar ist, sind die Ermittlungsergebnisse in der kolumbianischen Bevölkerung kaum bekannt. Diese Unkenntnis führt dazu, dass weite Teile der Zivilbevölkerung über die Ursachen und Folgen des bewaffneten Konflikts in Kolumbien nicht informiert sind.

Daher ist es mein Ziel, eine Webseite zu errichten, auf der sich Leser aus dem In- und Ausland darüber informieren können, was während des bewaffneten Konflikts wirklich passiert ist. Dazu sollen auf der Webseite folgende Informationen zusammengetragen werden:

  • vollständige Gerichtsurteile sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen
  • Audio-Aufzeichnungen von den Zeugenaussagen der Opfer
  • Video-Aufzeichnungen mit Szenen der Versöhnung von Opfern und Tätern

Mit dieser national und international öffentlich zugänglichen Webseite beabsichtige ich, die Suche nach Informationen über den bewaffneten kolumbianischen Konflikt zu erleichtern. Die Webseite soll ein digitales Werkzeug sein, das auch zur Unterstützung des Geschichtsunterrichts an kolumbianischen Schulen und Universitäten eingesetzt werden kann.

Ich bin davon überzeugt, dass das Ziel des Friedens in meinem Land die Kenntnis der Zivilbevölkerung darüber einschließt, was während des bewaffneten Konflikts wirklich geschehen ist. Dies ist ein wichtiger Weg, um zu verhindern, dass sich die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die mein Land seit Jahrzehnten erschüttern, wiederholen.“

6. Das „Enrique Schmidt Stipendium“ (Abraham D., Nicaragua)        

2014 hatten zwei meiner nicaraguanischen Freunde und ich die Idee, wirtschaftlich benachteiligten, aber hoch-motivierten jungen Nicaraguanern ein Universitätsstudium in Nicaragua zu finanzieren. Diese Idee entstand, nachdem uns klar wurde, dass dafür ein hoher Bedarf besteht und Bildung der Schlüssel zur Überwindung großer Hindernisse ist. Nach mehreren Gesprächen, um diese Idee weiter auszuarbeiten, beschlossen wir, sie als sog. „Enrique Schmidt Stipendium“ in die Tat umzusetzen. Auf diese Weise wollten wir uns für unser Glück revanchieren und zur Entwicklung unseres Landes beitragen.

Ohne rechtliche Vertretung war es zunächst schwierig, Spenden zu sammeln. Im ersten Jahr organisierten daher einige in Deutschland lebende Nicaraguaner Spendenaktionen, um die ersten Stipendien zu finanzieren.

Im Jahr 2015 schienen wir eine Lösung für das Problem der fehlenden rechtlichen Vertretung gefunden zu haben: Wir kooperierten mit einem deutschen Verein. Leider war dieser Verein nur dazu bereit, mit der Gemeinde, aus der die ersten Bewerber stammten, zusammenzuarbeiten.

Zufälligerweise fand 2016 in Göttingen eine Veranstaltung statt, an der sowohl in Deutschland lebende Nicaraguaner als auch Deutsche, die bereits als Freiwillige in Nicaragua gearbeitet hatten, teilnahmen. Dort trafen einige Gründer des ursprünglichen Enrique Schmidt Stipendiums auf Mitglieder des Vereins Puente Nica und entdeckten, wie sehr sich diese beiden Bildungsinitiativen ähnelten.

Auf den ersten Blick schien eine Zusammenarbeit unmöglich. Aber nach knapp einem Jahr fortlaufender Kommunikation wurde ein Treffen in Berlin arrangiert, um herauszufinden, ob es nicht doch Kooperationsmöglichkeiten gäbe. Während des ersten Jahres war die Zusammenarbeit ziemlich anstrengend. Die Denk- und Herangehensweise der beiden Initiativen war recht unterschiedlich, aber uns vereinte das gemeinsame Ziel eines besseren Nicaragua. Im Jahr 2017 kam es dann zu einem soliden Zusammenschluss.

Im Gründungsjahr 2014 war ich der einzige Nicaraguaner in unserer Arbeitsgruppe, der noch in Nicaragua lebte. Daher war ich der einzige inländische Vertreter unserer Initiative. Meine Aufgabe war es daher, die Schule in der Gemeinde La Paz Centro zu besuchen, um den Schülern, die kurz vor dem Abitur standen, unser Stipendium vorzustellen. Daneben gehörte es auch zu meinen Aufgaben, die Bewerbungen in Empfang zu nehmen und die Bewerberinformationen in einer Tabelle zusammenzufassen, um mich mit meinen Kollegen in Deutschland darüber auszutauschen zu können. Außerdem war ich der Hauptansprechpartner für Rückfragen.

Dieses Ehrenamt habe bis 2015 ausgeübt, als ich mich entschied, mich auf die Suche nach einem Stipendium für mein eigenes Aufbaustudium zu konzentrieren. Dadurch habe ich fast vollständig den Kontakt zu den Initiatoren des Enrique Schmidt Stipendiums verloren. Nach ein paar Jahren Recherche fand ich in Berlin das Masterprogramm meiner Träume. Ich zögerte nicht, mich dafür zu bewerben. Im Jahr 2018 hat mich die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin in ihren Masterstudiengang “Internationale Wirtschaft und Entwicklungsökonomie” aufgenommen. Mein Studium sollte im April 2019 beginnen und ich musste noch einen Weg finden, meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, da es sehr schwer werden würde, nebenbei zu arbeiten.

Glücklicherweise habe ich im Januar 2019 die SBW Berlin und ihr Stipendienprogramm entdeckt. Nachdem ich mich erfolgreich beworben hatte, präsentierte ich das Enrique Schmidt Stipendium als Vorschlag für mein Stipendatenprojekt. Seitdem ist es meine Aufgabe, das Bewerbungs- und Auswahlverfahren des Enrique-Schmidt-Stipendiums zu verbessern, um das Stipendienprogramm weiter auszubauen. Darüber hinaus bin ich auch für die Kommunikation mit den derzeitigen Stipendiaten und die Dokumentation ihrer finanziellen Situation verantwortlich. Als offizielles Puente Nica Mitglied bin ich auch Teil des Gremiums, das zukünftige Stipendiaten auswählt. Diese Arbeit führte zu einer offiziellen langfristigen Partnerschaft zwischen Puente Nica und der SBW Berlin, die die Kosten für zwei Enrique-Schmidt-Stipendien übernehmen wird. “

Landscape of Nicaragua by Tobias Tullius on Unspalsh
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